Bockbier - ein starkes Bier

"Flüssiges bricht Fasten nicht." Das Bockbier gerät heute immer dann verstärkt in den Blickpunkt, wenn die Starkbierzeit in Bayern beginnt. Einer breiteren Öffentlichkeit bekannt ist das Starkbier im Zusammenhang mit dem Namen Frater Barnabas. Dieser Paulanermönch (eigentlich: Valentin Stephan Still) war ein Braumeister der Paulaner in der Münchner Vorstadt. Seine Idee: den bayerischen Kurfürsten Karl Theodor zum alljährlichen Anstich des Starkbiers am 2. April einzuladen und ihm den ersten Krug Bier auszuschenken. 1800 wurde das Paulanerkloster enteignet. Franz Xaver Zacherl pachtete die Paulanerbrauerei. Er erinnerte sich an die Tradition des Starkbieranstichs und wollte diese auch in Zukunft gefeiert wissen. Der Fortgang dieser Geschichte: der Anstich entwickelte sich zu einem auch in den Medien berichteten gesellschaftlichen Ereignis: das sogenannte „Derblecken“ auf dem Nockherberg. Hier werden große Persönlichkeiten des alltäglichen Lebens und bevorzugt Politiker von Bruder Barnabas subtil-kabarettistisch durch den Kakao gezogen, eben „derbleckt“.  

Zur weiteren Geschichte des Bockbieres
Das Bockbier hat seine ursprüngliche Heimat in der ehemaligen Hansestadt Einbeck in Niedersachsen. Der Name „Bockbier“ geht also auf den Stadtnamen zurück und hat nichts mit dem Tier, dem Bock zu tun, obschon auf manchen Bockbieren heute dieses Tier abgegildet ist. In Einbeck also beginnt die Geschichte: hier braute man im Mittelalter obergärige Biere, die bis nach Italien ausgeliefert wurden. Um das Bier haltbar zu machen und so die Qualität des Bieres aufrechtzuerhalten, wurde es mit einer sehr hohen Stammwürze gebraut. Auf diese Weise entstand das bis heute beliebte Bockbier mit seinem markanten Geschmack und seinem hohen Alkoholgehalt.  

Brauereien aus niedersächsischen Einbeck belieferten ab 1555 auch den herzöglichen Hof der Wittelsbacher in München. 1573 entsteht das erste bayerische Hofbräuhaus auf der Landshuter Burg Trausnitz, 1589 wird dieses nach München verlegt. 1614 kommt Braumeister Elias Pichler von Einbeck nach München. Im dortigen Hofbräuhaus wird er von nun an sein Ainpöckisch Bier herstellen. Aus dem Ainpöckisch Bier wird im Laufe der Zeit zunächst das Ainpöck und dann das uns besser bekannte Bockbier. Das Synonym Starkbier für Bockbier ist erst seit dem 20. Jahrhundert bekannt.

In den meisten Fällen ist das Bockbier ein untergäriges Starkbier, in Oberfranken gibt es aber auch obergärige Weizenbockbiere. Die Stammwürze beträgt 16%, der Alkoholgehalt beläuft sich zwischen 6,5 und 7,5%. Bockbiere gibt es in diesen Farben: hell, goldgelb und dunkel: bernsteinfarbem, s.a. Braunbier). Besonders in Franken erfreut sich das Bockbier größter Beliebtheit und hat dort eine lange Tradition. Es wird in dieser Region zur Advents-, Fast- und Frühjahrszeit getrunken.

Der älteste Doppelbock ist der Salvator (Jesus als Erlöser) der Paulanerbrauerei München. Noch heute tragen Doppelbockbiere die Endung –ator im Namen. Der Doppelbock ist ein Fastenbier und blickt auf eine lange, höchst interessante Geschichte zurück, die in die Zeit der Gegenreformation führt. Der bayerische Kurfürst Maximilian I. bringt Paulanermönche in sein Land. 1627 gründen sie in der Münchner Vorstadt das Kloster Neudegg ob der Au. Der Orden legt seinen Mitgliedern strenge Fastenregeln auf, unter anderem durfte während der Fastenzeit nur flüssige Nahrung konsumiert werden. Damit das Fasten nicht allzu schwer fiel, tranken die Mönche das sättigende, kräftige Ainpöcksche Bier aus dem Hofbräuhaus.  Das Trinken von Bier in der Fastenzeit war genehmigt, gemäß dem Motto: "Flüssiges bricht Fasten nicht." Mit dem vom Kurfürsten erteilten Braurecht brauten die Mönche ab 1629 dann ihr eigenes Bier. Sie steigerten die Stammwürze und bekamen so ihren noch kräftigeres Doppelbock. Ohne offiziell vom Kurfürsten erteiltes Schnakrecht schenkten die Mönchen dennoch ihr Bier aus. Die Bevölkerung war hierzu in das Kloster und in die anliegenden Klostergärten eingeladen.

Die Geschichte des Eisbocks ist eine Geschichte des Zufalls. Es existiert die Legende, dass um 1890 ein Brauergeselle im oberfränkischen Kulmbach unbesorgt Fässer mit Bockbier im Freien stehen ließ. Es war Winter, und in der Nacht gefror ein Teil des Wassers. Der Alkohol des Biers sammelten sich in konzentrierter Form im Inneren dieses Eisblocks. Der Meister befahl seinem Gesellen, die Blöcke aufzuschlagen und die Flüssigkeit auszutrinken. Was keiner der beiden wohl vermutet hat: die Flüssigkeit war durchaus genießbar. Durch Glück, Zufall und der Nachlässigkeit des Gesellen wurde so der starke Eisbock erfunden. Noch heute verfährt man wie damals schon der Geselle: das kräftige Starkbier wird eingefroren und verliert so an Wasser. Ein noch kräftigeres Bier entsteht auf diese Weise, mit einem Stammwürzegehalt von nahezu 25% und einem Alkoholgehalt von 8 bis 9%.

Das Bockbier ist in allen seinen Variationen ein Bier mit sehr hohem Alkoholgehalt. Ein kräftigendes, sättigendes Bier, das von vielen Menschen gerne in der kälteren Jahreszeit getrunken wird. Das Aussehen geht von goldgelb über bernsteinfarben bis feurig-dunkel. Der Geruch ist malzig, leicht fruchtig und mit einer leichten Hopfennote. Im Geschmack sind Bockbiere kräftig-rund, angenehm malzig, süffig, mit einer meist schwächeren Bittere. Trotz seiner Süße und Dicke ist das Bockbier aber kein Dickmacher, wie vielerorts vermutet. In Wahrheit besitzt z.B. ein Doppelbock weniger Kalorien als Vollmilch. Dennoch heißt es: in Maßen trinken. Denn das Starkbier möchte in Ruhe, sprich: klösterlich genossen werden.

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